DER EINFLUSS VON PURESOUND AUF KLANGQUALITÄT UND ANPASSERFOLGE – EINE STUDIENÜBERSICHT
Autor: Simon Müller, M. Sc. in Audiology, Audiologisch-wissenschaftlicher Leiter, Widex Hörgeräte GmbH
Die in Hörsystemen entstehende Zeitverzögerung, auch beschrieben als Durchlaufzeit, steht in den letzten Jahren im Fokus der Hörsystemforschung und -entwicklung. Gerade bei offenen Versorgungen bringt eine sehr geringe Zeitverzögerung enorme Vorteile für die Klangqualität. Mit dem Ziel, die Natürlichkeit des Klangs für Hörgerättragende merklich zu verbessern, bietet die PureSound-Technologie seit dem Jahr 2020 die in Hörsystemen schnellste Durchlaufzeit. Dieser Artikel fasst die Studienlage der letzten drei Jahre zu dieser jungen Technologie zusammen, um neue Perspektiven für die Versorgung aufzuzeigen.
Als Durchlaufzeit wird die Zeit bezeichnet, die ein akustisches Signal benötigt, um ein Hörsystem von der Aufnahme über die Mikrofone bis zum Schallaustritt zu durchlaufen. In der Regel liegt die Durchlaufzeit für herkömmliche Hörsysteme bei 4–8 ms. Unter Verwendung einer Zeitbereichsfilterbank kann diese Zeit auf durchschnittlich 2,5 ms verkürzt werden. Obwohl die Dauer von nur wenigen Millisekunden als generell sehr schnell empfunden wird, berichtet (Stiefenhofer, 2023), dass bereits Zeitverzögerungen von >1 ms in Hörgeräten schnell empfunden wird, berichtet (Stiefenhofer, 2023), dass bereits Zeitverzögerungen von >1 ms in Hörgeräten über eine Klangveränderung wahrgenommen werden. Dies geschieht in Versorgungen mit Belüftungsöffnung, die hauptsächlich bei gering- bis mittelgradigen Hörminderungen Anwendung finden. Durch die Zeitverzögerung zwischen Hörsystemverstärkung und dem durch die Belüftungsöffnung gelangenden Direktschalls kommt es bei der Vermischung der akustischen Pfade am Trommelfell zu Interferenzen, wodurch Artefakte entstehen. Dieser als Kammfiltereffekt bezeichnete Klangeindruck wird häufig als blecherner oder mechanischer Klang beschrieben, als würde man durch eine Röhre hören. Auch auf die Wahrnehmung der eigenen Stimme kann sich dies bei betroffenen Hörsystemtragenden auswirken (Balling et al., 2020).