INTERNATIONALE KUNDENUMFRAGE ZUR WAHRNEHMUNG DER KLANGQUALITÄT MIT BESCHLEUNIGTER DURCHLAUFZEIT IN HÖRSYSTEMEN
Autor: Simon Müller, M. Sc. in Audiology, Audiologisch-wissenschaftlicher Leiter, Widex Hörgeräte GmbH
Um Hörsystemträgern den bestmöglichen Höreindruck und eine damit verbundene natürliche Klangqualität anbieten zu können, gilt es, eine Signalverarbeitung bereinigt von störenden Artefakten zu entwickeln. Ein maßgeblicher und gleichzeitig herausfordernder Faktor hierbei ist die Minimierung der Durchlaufzeit in Hörsystemen. Die von Widex entwickelte PureSound-Technologie verarbeitet Schall zehn Mal schneller als herkömmliche Hörsysteme. Ein Wert, der beeindruckt. Und der natürliche Klang, der damit einhergeht, wird in einer internationalen Kundenumfrage von 95 Prozent der Nutzer gewürdigt.
Durch eine ultraschnelle Signalverarbeitung in digitalen Hörsystemen ermöglicht PureSound ein nahezu gleichzeitiges Eintreffen von verarbeitetem und Direktschall vor dem Trommelfell. Die Technologie verhindert somit das Entstehen von Klangartefakten, ausgelöst durch den sogenannten Kammfiltereffekt. Der Effekt beschreibt das Entstehen von Interferenzen und daraus resultierenden Klangartefakten bereits im Gehörgang. Dies geschieht, sobald es zu einem Zeitversatz zwischen Direktschall und Durchlaufzeit des verstärkten Hörsystemsignals kommt. Hierbei genügt ein Zeitversatz von nur wenigen Millisekunden, wie er in herkömmlichen Hörsystemen üblich ist (Balling et al., 2021a). Wahrnehmbar ist der Kammfiltereffekt durch einen manchmal als metallisch beschriebenen Klangeindruck (Townend & Balling, 2020). Die Artefakte des Kammfiltereffekts sind hauptsächliche Ursachen für mangelhafte Klangqualität, wobei ihre Auslöschung gleichzeitig eine der größeren Herausforderungen für das Klangmanagement in offenen oder mit einer Belüftung angepassten Hörsystemen darstellt (Schepker et al., 2019). Besonders an der von Widex entwickelten PureSound-Signalverarbeitung ist die im Vergleich zu herkömmlichen Hörsystemen um das Zehnfache schnellere Durchlaufzeit, die den Schall in unter 0,5 ms durch das Hörsystem leitet. Die durch PureSound bereitgestellte Verbesserung des Hörsystemklangs konnte bislang für seine Nutzer in unterschiedlichen Hörumgebungen nachgewiesen werden. So zeigte eine erste Feldstudie (Balling et al., 2020), dass die Probanden im Durchschnitt eine signifikante Präferenz für PureSound in allen getesteten Kategorien hatten. Diese waren: Straßenverkehr, ruhige Hörumgebungen, Sprache, eigene Stimme, Situationen mit Störgeräuschen, breitbandige Signale, Impulsgeräusche.
Um die Trageerfahrungen versierter Hörsystemträger im Vergleich ihrer eigenen Hörsysteme mit Widex Moment-Hörsystemen detaillierter zu untersuchen, wurde eine weitere internationale Kundenumfrage durchgeführt. Teilgenommen haben 101 Hörsystemnutzer in den sieben Ländern Deutschland, USA, Kanada, China, Frankreich, Portugal und Vereinigtes Königreich (Balling et al., 2021a), die über sieben Wochen hinweg unterschiedliche Aspekte der Hörsystemversorgung in ihren realen Hörumgebungen und -situationen bewerteten. Ein Bereich dieser Umfrage betraf die empfundene Klangqualität – im Speziellen die Widex PureSound-Signalverarbeitung. Dieser Artikel beschreibt und diskutiert die Antworten der Kundenumfrage, die über die 39 Teilnehmer im PureSound-Anpassbereich von Balling et al. (2021b) erlangt wurden.
Die Methode
Zu den Umfrageteilnehmern
An der Umfrage nahmen 39 Hörsystemnutzer mit einer Hörminderung im für PureSound empfohlenen Anpassbereich teil (siehe Abbildung 1). Der PureSound-Anpassbereich schließt gering- bis mittelgradige Hörminderungen ein, wobei der Kammfiltereffekt für diese Hörminderungen besonders wahrnehmbar ist. Zum einen liegt dies an den meist offenen Versorgungen für gering- bis mittelgradige Hörminderungen, zum anderen auch an der damit einhergehenden Resthörigkeit. Unter den Probanden befanden sich 17 Frauen und 22 Männer im Alter von 20 bis 88 Jahren (Mittel = 66 Jahre). Alle Teilnehmer waren erfahrene Hörsystemträger, die aus einem Probandenpool mit insgesamt 101 Teilnehmern einer größeren Umfrage zu Widex Moment (Balling et al., 2020) extrahiert wurden.
Zur Hörsystemanpassung
Die Einstellung der eigenen Hörsysteme über die Parametersteuerung und Verstärkungsberechnung blieb unangetastet. Die akustische Ankopplung für PureSound-Hörsysteme wurde in der ersten Anpasssitzung anhand der Vorschläge aus Compass GPS ausgewählt. Zur Verstärkungsberechnung diente nach Abschluss des Rückkopplungstests und des Sensogramms die Widex-Anpassformel (WFR). Die an der Umfrage teilnehmenden Hörakustiker wurden angehalten, keine weitere Feinanpassung durchzuführen.